Facebook-Gründer Mark Zuckerberg verpasst dem weltgrößten Online-Netzwerk eine Flirt-Funktion. Aktien der Konkurrenz sacken ab. Will Zuckerberg so auch den Nachwirkungen des Datenskandals trotzen?
Nachrichten des Tages
TV-Kritik "Markus Lanz" Arbeitsminister Heil: "Die Rente ist sicher, wenn ...". mehr
Vorwurf der sexuellen Belästigung Biden fordert New Yorks Gouverneur Cuomo zum Rücktritt auf. mehr
Laschet auf Krisenmission Wie der Kanzlerkandidat sich selbst schadet. mehr
Wut über Laschet im Flutgebiet "Jetzt kommt der Clown und will die Welt retten". mehr
Facebook will das Geschäft der Flirt-Apps mit einer eigenen Funktion zur Partnersuche aufmischen. Der Datenschutz sei dabei besonders beachtet worden, versicherte Gründer und Chef Mark Zuckerberg . Für die Partnersuche wird es ein getrenntes Profil gegeben. Facebook wolle darauf aufbauen, dass sich bereits viele Paare bei dem Online-Netzwerk kennengelernt hätten, sagte Zuckerberg. Die Aktie der Match Group, der Mutterfirma der Flirt-App Tinder, verlor nach der Ankündigung binnen weniger Minuten ein Fünftel ihres Werts – obwohl die Facebook-Funktion erst in einigen Monaten fertig sein soll.
Außerdem erleichtert es Facebook den Nutzern nach dem jüngsten Datenskandal, einige gesammelte Informationen wie die Liste besuchter Websites oder angeklickter Links zu löschen. Zudem könnten die Nutzer künftig auch verhindern, dass Daten über ihre Interaktionen mit anderen Websites und Apps überhaupt gespeichert werden, sagte Zuckerberg auf der hauseigenen Entwicklerkonferenz F8. Er verglich die Funktion "Clear History" mit dem Entfernen ähnlicher Informationen in Webbrowsern. Jedoch könne ein solcher Schritt auch die Nutzung von Facebook weniger komfortabel machen, betonte er. "Ihr Facebook wird nicht ganz so gut sein, während das System neu lernt."
Aktuelle Nachrichten im Video
Als weitere Neuerung bekommt die Foto-App Instagram eine Videochat-Funktion und der Kurzmitteilungsdienst Facebook Messenger einen eingebauten Übersetzer. Außerdem gab Zuckerberg den Startschuss für den Verkauf der neuen VR-Brille Oculus Go, die zum Preis von 219 Euro ohne Kabel oder Anschluss an einen Computer auskommen sollen.
Zuckerberg: Datenskandal darf sich nicht wiederholen
Eine zentrale Rolle bei Zuckerbergs Auftritt spielte aber der Datenskandal um den Abfluss von Nutzerinformationen an die Analysefirma Cambridge Analytica. Zuckerberg wiederholte, dass dies "ein massiver Vertrauensbruch" gewesen sei. "Wir müssen dafür sorgen, dass sich so etwas nicht wiederholen kann."
Zugleich bekräftigte der Facebook-Chef, dass das Online-Netzwerk wegen des Skandals und der Kritik nicht stehenbleiben werde. "Es ist wichtig, hart zu arbeiten, um die Welt zusammenzubringen. Wir werden weiterbauen." Deshalb sei jetzt ein wichtiger Moment.
Zuckerberg wirkte auf der Bühne sicherer und lockerer als in den vergangenen Jahren – und griff auch zur Selbstironie. Eine Funktion zum gemeinsamen Ansehen von Videos demonstrierte er anhand seiner zehnstündigen Fragerunde vor US-Abgeordneten und Senatoren. "Nehmen wir mal an, einer Ihrer Freunde muss im US-Kongress aussagen", sagte Zuckerberg. "Man kann seine Freunde versammeln und gemeinsam lachen, gemeinsam Weinen", setzte er zu Gelächter im Saal fort. "Lasst uns das nicht so bald wiederholen", schloss er nach einer Pause ab.
Anstrengungen für besseren Datenschutz
Facebook steht seit dem Skandal unter massivem Druck, den Datenschutz zu verbessern. Das Online-Netzwerk schränkte bereits unter anderem den Zugang von Softwareentwicklern zu Nutzerdaten ein. Facebook wisse zwar, dass die absolute Mehrzahl von ihnen gute Dinge entwickeln wolle, sagte Zuckerberg an die Adresse der Entwickler. Aber auch wenn die Einschränkungen ihnen das Leben schwieriger machen könnten, werde dies auf lange Sicht auch ihrem Geschäft gut tun.
Jeder der rund 5000 anwesenden Entwickler und Partner fährt mit einer Oculus-Go-Brille nachhause, kündigte Zuckerberg an. Das günstigere Gerät ohne Kabel soll das immer noch schlummernde Geschäft mit virtueller Realität ankurbeln. Das Gerät mit dem Namen Oculus Go kommt im Gegensatz zu bisherigen VR-Brillen ohne Anschluss an einen leistungsstarken Computer aus. Das neue Gerät hat weniger Einsatzmöglichkeiten als das Top-Modell Oculus Rift, der Preis ist mit 219 Euro aber auch nur etwa halb so hoch.
Die Oculus Go sei vor allem für Menschen gedacht, die VR ausprobieren oder in der Brille Filme oder Videos ansehen wollen, sagte Produktmanager Madhu Muthukumar. Außerdem gibt es eine Plattform für virtuelle Besuche von Konzerten und anderen Events.
Großes Potenzial in virtueller Realität
Zuckerberg zeigt sich überzeugt, dass virtuelle Realität, bei der Nutzer in künstliche digitale Welten eintauchen können, ein großes Potenzial hat. Er hofft, mit Oculus die Kommunikation der Zukunft mitzuprägen, nachdem Facebook die Smartphone-Plattformen Apple und Google überlassen hatte. "Telefone sind rund um Apps aufgebaut, aber das ist nicht, wie wir denken", betonte Zuckerberg. Facebook wolle stattdessen die Nutzer in den Mittelpunkt stellen.
Zuckerberg kaufte Oculus, einen Pionier bei VR-Brillen, vor vier Jahren für rund zwei Milliarden Dollar und Facebook investierte danach auch massiv, um die Rift zur Marktreife zu bringen. Virtuelle Realität blieb bisher aber eher ein Nischengeschäft. Das hängt nach Ansicht von Marktbeobachtern auch mit den bisher hohen Preisen sowie der Komplexität der bisherigen Geräte zusammen, die Kabel, externen Sensoren und leistungsstarke Computer erforderten.